Tagungen
Nachlese zur 31. Sächsische Holzschutztagung am 13. Mai 2023 in Leipzig
Holz hat eine Zukunft, aber nutzen wir unseren Rohstoff Holz wirklich sinnvoll?
In erster Linie sollte es Werkstoff und Baumaterial sein, das für Holzbauteile und Holzwerkstoffe Anwendung findet. Haben wir aber im eigenen Land ausreichend Holz dafür? Was können wir tun, damit dieser Rohstoff keiner Verknappung unterliegt? Wie können wir die Naturgesetze, die auch ohne unser Bewusstsein existieren, für unsere Vorhaben nutzen?
Diesen Fragen widmete sich die 31. Sächsische Holzschutztagung mit ca. 90 Teilnehmern am 13. Mai 2023 in Leipzig. Im ersten Vortrag stellte sich Dr. Michael Sachse von der Forestris AG Tirpersdorf der Aufgabe, die zukünftige Verfügbarkeit von Holz aufzuzeigen. Ferner wurden Möglichkeiten zu deren Verbesserung (die nicht nur nötig erscheinen, sondern nötig sind) erläutert. Interessante Darlegungen zum Zustand der Wälder sowie deren Nutzungspotenzial in Sachsen zeigten, dass zwar ausreichend Holz vorhanden ist, dieses aber zu wenig genutzt wird. Einerseits plädieren viele Veröffentlichungen in Politik und Wirtschaft für vermehrten Holzeinsatz im Hochbau, andererseits zeigen die Verbrauchszahlen einheimischen Holzes, dass für den Gesamtbedarf noch kräftig Bauholz importiert wird. Warum wird nicht mehr Holz aus den eigenen Wäldern genutzt?
So stellt sich die Frage, welchen Sinn der Umbau vom Wirtschaftswald zu einem sich selbst überlassenen Biotop hat, wenn dadurch der Ertrag in der Holzgewinnung soweit sinkt, dass eine Steigerung im Holzbau aller Wahrscheinlichkeit nicht mit einheimischen Rohstoffen gesichert werden kann. Die Borkenkäferschäden der letzten Jahre sind natürlich einschneidende Ereignisse im Wald überhaupt. Aber warum überlässt man den Borkenkäfer sich selbst und ergreift keine Maßnahmen mehr zur schnellen Abfuhr und Verwertung des befallenen Holzes? Wenn Waldflächen aus der Nutzung herausgenommen werden, stehen sie für die Holzwirtschaft nicht mehr zur Verfügung. Die Nachfrage nach dem Rohstoff wird weiter zunehmen, wobei die Verwendung des heimischen Rohstoffes schon aus Gründen der Vernunft Vorrang haben muss. Forst- und Holzwirtschaft müssen sich den Herausforderungen stellen, was hoffentlich auch durch politische Prozesse abgesichert und unterstützt wird.
Herr Mathias Walter von BMI Flachdachsysteme Paderborn widmete sich im zweiten Vortrag der Tagung dem immerwährenden interessanten Thema der Flachdachkonstruktionen in Holzbauweise. Nur wenn die bauphysikalischen Einwirkungen auf Flachdächer erkannt und verstanden werden, können Probleme bei Planung und Ausführung vermieden werden. Eine mangelhafte luftdichte Anschließung hat Undichtigkeit und Konvektion zur Folge! So ist sorgfältiges Arbeiten geboten, egal ob bei grundlegendem Neubau oder Erweiterungsbauten. Zwecks Minimierung möglicher Problemfälle sprach Herr Walter auch zu speziellen Forschungsvorhaben, deren Ergebnisse in zukünftige Alternativlösungen zur Flachdachbauweise einflossen. So wurden zum Beispiel Temperaturverläufe auf mehreren Dachoberschichten untersucht und der Einfluss von Beschaffenheit und Farbe ermittelt. Aus dem Untersuchungsbericht wurde zitiert, dass beim unbelüfteten Flachdach mit nackter Bahn immer eine schwarze Bahn einer hellen Bahn vorzuziehen ist. Als Fazit seines Vortrages zeigte Herr Walter auf, dass Flachdächer in Holzbauweise mit Zwischensparrendämmung bauphysikalisch kritisch zu betrachten sind. Weiterhin können belüftete Konstruktionen im Flachdach aufgrund fehlender oder zu geringer Thermik problematisch sein. Grün- und/ oder Solardächer können auf Warmdachaufbauten mit entsprechender Abdichtung errichtet werden. Empfehlenswert ist vom Informationsdienst Holz die Broschüre „Flachdächer in Holzbauweise“ mit entsprechenden Hinweisen und Lösungsvorschlägen.
Herr Philipp Flade vom Institut für Holztechnologie Dresden referierte zu Konstruktion und Materialauswahl bei Außenbelägen aus Holz. Da Terrassen- und Balkonbeläge eine große Gruppe in der Holzwirtschaft darstellen, die einer Bewitterung unterliegen, interessieren sich natürlich die Hersteller und damit auch Forschungseinrichtungen im In- und Ausland für mögliche Aussagen zur Standzeit solcherart Konstruktionen. Unabdingbar ist die Einhaltung der Forderungen zum vorbeugenden baulichen Holzschutz. Handelt es sich im Grunde genommen bei waagerechten bewitterten Konstruktionen um Bauteile der Gebrauchsklasse 3.2. nach DIN 68800, wird bei Schmutzablagerungen daraus sehr schnell eine Gebrauchsklasse 4. Das können mehrere dafür eingesetzte Holzarten bezüglich ihrer Dauerhaftigkeit nicht mehr erfüllen. Notwendig ist daher eine regelmäßige Reinigung der Terrassen- und Balkonbeläge. Einleuchtend ist, dass die Holzart der Unterkonstruktion mindestens so dauerhaft sein muss wie die Holzart des Belages. Leider ist das in der Praxis zu oft anders und damit falsch.
Das Institut für Holztechnologie Dresden und die Holzforschung Austria haben das EU-Projekt „Qualitäts- und Bewertungsprogramm für Außenbeläge aus Holz“ gemeinsam mit dem Ziel bearbeitet, vorhandene Regeln und Informationen zusammenzuführen und Anforderungen und Methoden zu ergänzen. Entstanden ist ein Anwenderleitfaden für Holzbeläge im Außenbereich, der auf technischen Regelwerken aufbaut und mit seinem nutzungsorientierten Konzept eine wichtige Hilfe bei dem Ziel, die Sanierung und die Ersatzvornahme so weit wie möglich in die Zukunft zu verschieben, sein soll.
Die Instandsetzung von Sichtfachwerken wurde von Herrn Maik Ebert von Kramp & Kramp aus Lemgo an einem konkreten Beispiel erläutert. Das beschriebene Fachwerkhaus ist ein Baudenkmal in Extertal-Göstrup, das 1851 aus für die dortige Gegend typischem Eichenholz errichtet wurde. Es war seitdem durchgängig bewohnt, offenbarte allerdings einen starken Sanierungsaufwand. In der Bestandsaufnahme wurde der aktuelle Bestand ermittelt und dokumentiert sowie die notwendigen Sanierungsmaßnahmen erörtert. Die Angebotserstellung erfolgte auf der Basis der Bestandsaufnahme und der angefertigten Pläne. Da der Beginn der Arbeiten erst nach der Erteilung der Erlaubnis nach Denkmalschutzgesetz erfolgen kann, wurde der Bau-herr bei der Einreichung der Unterlagen bei der Unteren Denkmalschutzbehörde selbstverständlich unterstützt. Mehrere, nicht mehr zu rettende Bauteile mussten ausgetauscht werden. Für die auszutauschenden Bauteile konnte lange abgelagertes Eichenholz verwendet werden, das in weiser Voraussicht vom Unternehmen bereits vor vielen Jahren beschafft worden war.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass getreu dem Tagungsmotto Holz eine Zukunft hat, wir aber unseren Verstand gebrauchen müssen, um die Probleme und Hindernisse bei der Umsetzung dieses Zieles zu bewältigen. Dafür hat diese Tagung einen wichtigen und nicht zu unterschätzenden Beitrag geleistet.