Tagungen

Nachlese zur 30. Sächsische Holzschutztagung am 11. Juni 2022 in Dresden und
30 Jahre Sächsischer Holzschutzverband

Sächsischer Holzschutzverband e.V.







Am 28. März 1992 wurde der heutige Sächsische Holzschutzverband e.V. gegründet. Damit konnte zur diesjährigen 30. Sächsischen Holzschutztagung gleichzeitig das 30-jährige Bestehen des Verbandes gefeiert werden, was auch nach der Tagung in der Mitgliederversammlung ein zentrales Thema war.

30. Sächsische Holzschutztagung am 11. Juni 2022 in Dresden und 30 Jahre Sächsischer Holzschutzverband









Nachdem im Jahr 2020 die Holzschutztagung aus Pandemiegründen abgesagt werden musste und die Tagung 2021 zwar erfolgreich online veranstaltet wurde, hofften viele Sachkundige und Sachverständige für Holzschutz auf eine Wiederaufnahme der Präsenzveranstaltungen. Die Hoffenden wurden nicht enttäuscht.

Am 11. Juni 2022 fand im Konferenzgebäude des Institutes für Holztechnologie Dresden die 30. Sächsische Holzschutztagung vor über 100 Teilnehmern incl. 12 Ausstellern statt. Leitthemen waren „Die neue DIN 68800 Holzschutz“ und „Holzkonstruktionen in freier Bewitterung“.

 

Prof. Björn Weiß (IHD)Im ersten Vortrag stellte Prof. Björn Weiß (IHD) die Änderungen in der DIN 68800-1 Allgemeines vom Juni 2019 gegenüber der Ausgabe von Oktober 2011 vor. Aufgrund eines EuGH-Urteils musste zum Beispiel die Definition des bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweises aktualisiert werden. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Holzart Eiche gewidmet. In der DIN 68800-1 ist verankert, dass Eichenkernholz in der Gebrauchsklasse 3.2 einer besonderen, fachgerechten Ausführung bedarf wie zum Beispiel der Gewähr von stauwasserfreien Anschlüssen.

 

Ekkehard Flohr (Ing.-Büro Flohr)Ekkehard Flohr (Ing.-Büro Flohr) referierte zu den Neuerungen in den Normteilen 3 (Vorbeugender Schutz von Holz mit Holzschutzmitteln) und 4 (Bekämpfungsmaßnahmen gegen Holz zerstörende Pilze und Insekten und Sanierungsmaßnahmen) der DIN 68800. Kritisch betrachtet wurde die Forderung des Nachschutzes bei Trockenrissen, da eben diese Rissbehandlung bei Holzkonstruktionen unter Dach in der Praxis wohl sehr selten bis gar nicht durchgeführt wird. Bei Holzkonstruktionen mit direkter Bewitterung sollte die Aufforderung zum Nachschutz allerdings Bestand haben. Im Abschnitt 5.1.2 der DIN 68800-4 wurde dargestellt, dass die Anwendung von Holzschutzmitteln an tragenden Bauteilen sowie die Behandlung von Mauerwerk mit Schwammsperrmitteln nur von Fachbetrieben ausgeführt werden darf. Bei den Maßnahmen zur Bekämpfung des Echten Hausschwammes ist das Ausschachten eines Kellerfußbodens von 20 cm Tiefe („Auskoffern“) in den Normtext aufgenommen worden.

 

Roland Glauner (Holzbau Deutschland, Bund deutscher Zimmermeister)Roland Glauner (Holzbau Deutschland, Bund deutscher Zimmermeister) referierte zuerst zu den Neuerungen in DIN 68800-2 (Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau). Das Ziel, Holzkonstruktionen so lange wie möglich einzusetzen, spiegelt sich auch in diesem Teil der Holzschutz-Norm. Die bauphysikalischen Änderungen der Tauwasserproblematik sind der gezielten Annäherung an DIN 34108-3 geschuldet. Ebenso erfolgten Änderungen zum Wetterschutz und bei den Sockeldetails. In seinem zweiten Vortrag sprach Roland Glauner zu Schäden an frei bewitterten Holzkonstruktionen (Balkone) und deren Vermeidung. Interessant ist die Feststellung, dass bei der Planung des Holzschutzes jedes Bauteil einer Gebrauchsklasse zuzuordnen ist. Diese Aufgabe obliegt dem Planer. Auf dieser Grundlage müssen die Maßnahmen zum Schutz des Holzes (Holzart, bauliche Maßnahmen, zu verwendende Holzschutzmittel) ausgewählt werden. Konstruktiv sollte darauf geachtet werden, dass eine Balkonkonstruktion nicht höher als Gebrauchsklasse 3.1 einzustufen ist. Vertikale Fugen sollten einen Mindestabstand von 6 mm aufweisen. Zimmermannsmäßige Verbindungen sollten nur in den Gebrauchsklassen 0 und 1 ausgeführt werden, es sei denn, es handelt sich um Verschleißteile. Herr Glauner plädierte für den Abschluss eines Wartungs- und Inspektionsvertrages bei Balkonen, was uneingeschränkt zu befürworten ist.

 

Harald UrbanHarald Urban befasste sich in seinem Vortrag mit dem immer wieder diskutierten Thema der Beschichtung von Balkonen und anderen Holzkonstruktionen im Außenbereich. Aufgrund der im Balkonbau meist verwendeten Holzarten Fichte und Kiefer wurde sichtbar, dass ein korrekt ausgeführter chemischer Holzschutz eine gute Ergänzung zur unabdingbaren Einhaltung der baulichen Maßnahmen ist. Gehobelte Oberflächen müssen vor einer Beschichtung angeschliffen werden. Damit wird die Haftfähigkeit der nachfolgenden Beschichtung verbessert. Da Balkonanlagen als begrenzt maßhaltig mit Tendenz zu nicht maßhaltig bezeichnet werden können, sollten diese Bauteile möglichst diffusionsoffen beschichtet werden. Zwecks Auswahl des Produkttyps wurden Alkydharze, Acrylate, Öle und Silikatfarben allgemein erläutert, wobei auf Vorteile, aber auch Grenzen eingegangen wurde. Die Auswahl des Deckverhaltens (Lasur/ Deckanstrich) und des Farbtons sind in der Regel ebenfalls mit der verwendeten Holzart abzustimmen. Ein dunkler Farbton auf Lärche oder Kiefer wird bei Sonneneinstrahlung zu Harzaustritten führen. Bei weißen und anderen hellen deckenden Anstrichen ist ein Befall durch Bläue-/ Schimmelpilze keine Seltenheit. Hierzu wurde auf die Möglichkeit der Verwendung eines Deckanstriches mit Filmschutzmitteln verwiesen.

 

Frank Richter (Simpson StrongTie, Bad Nauheim)Im abschließenden Fachvortrag der Tagung sprach Frank Richter (Simpson StrongTie, Bad Nauheim) zur Thematik der Verbinder an frei bewitterten Holzkonstruktionen. Beispiele für Metalle bei Verbindungsmitteln sind Aluminium, Eisen, Kupfer, legierte Baustähle, nichtrostende Stähle, Zink. Als Oberflächenüberzüge kommen mehrere nicht metallische, metallische sowie organische Materialien in Frage. Bei in der Regel wasserabführenden Konstruktionen sind mehrere Korrosionsarten und -möglichkeiten zu beachten. Entscheidend für die Auswahl der Verbindungsmittel kann zum Beispiel die zu erwartende Zinkabtragungsrate und die daraus folgende Standzeit des Verbindungsmittels sein. Selbst für rostfreie Stähle ist die Ermittlung eines Korrosionsangriffs im Vorfeld zu prüfen. Obwohl bekannt ist, dass bestimmte Holzarten (wie z.B. Eiche) das Korrosionsverhalten der Verbindungsmittel negativ beeinflussen können, bleibt dieser Sachverhalt zu oft unberücksichtigt.

 

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass auch die 30. Sächsische Holzschutztagung wieder einen Beitrag zum direkten fachlichen Austausch für den Schutz von Holzkonstruktionen leistete. Die Organisatoren und die Teilnehmer sind optimistisch, dass auch 2023 wieder in Präsenz getagt werden kann. Geplant ist die Tagung für den 13. Mai 2023 in Leipzig.