Tagungen
Nachlese zur 27. Sächsische Holzschutztagung am 17.03.2018 in Dresden
„Holzschutz beginnt im Wald und endet nicht bei der Chemie“
Der Sächsische Holzschutzverband wählte für seine 27. Fachtagung am 17.03.2018 in Dresden dieses Thema, weil unter dem Begriff Holzschutz bekanntlich die Anwendung aller Maßnahmen, die eine Wertminderung oder Zerstörung von Holz und Holzwerkstoffen besonders durch Pilze, Insekten oder Meerestiere verhüten sollen, zu verstehen ist. Damit ist auch der Wunsch nach einer möglichst langen Gebrauchsdauer zu verstehen. Den über 100 Teilnehmern wurden 4 Fachvorträge zu diesem Themenkomplex geboten. Es wurde der Bogen vom Wachsen und Werden des Baustoffes Holz über die Normung, den chemischen Unterstützungsprodukten bis hin zur Erstellung von Objekten und deren Standzeit gespannt.
Herr Prof. Dr. Michael Müller von der Fakultät Umweltwissenschaften an der TU Dresden eröffnete die Vortragsreihe mit dem Thema „Frischholzinsekten – Holzschutz beginnt im Wald“. Da das Holz im Wald die Nahrungsquelle für die Frischholzinsekten darstellt, ist es im wahrsten Sinne des Wortes natürlich, dass es im Sinne der Natur keine Schädlinge und Nützlinge gibt. Alle Frischholzinsekten profitieren von den vorhandenen Nahrungsquellen. Weil der Mensch den Wald aber auch als Rohstoffquelle nutzt, gilt es, zwischen dem Zulassen oder der Abwehr eines Befalls abzuwägen. Da manche Insekten einen längeren Entwicklungsprozess bis zum Vollinsekt durchlaufen, ist ein Befall durch Frischholzinsekten unter Umständen erst im eingebauten Zustand des Holzbauteiles sichtbar. Mehrere Frischholzinsekten wurden den Tagungsteilnehmern, die sich mehrheitlich bei den Trockenholzinsekten gut auskennen, vorgestellt. Am Beispiel von Bäckerbock, holzbrütenden Borkenkäfer und Holzwespen wurden Maßnahmen zur Befallsverhinderung bzw. -verminderung vorgestellt. Ebenso verwies Prof. Müller auf die mögliche Baumschädigung durch eingeschleppte Insekten am Beispiel des Asiatischen Laubholzbockkäfers. Da unser Wald auch Hauptlagerplatz von Rohholz für die verarbeitende Industrie ist, bleibt der Erfolg einer Befallseingrenzung begrenzt. Das Ziel der Forstwirtschaft, der Industrie möglichst schadensfreies Holz zur Verfügung zu stellen, ist somit auch in Zukunft eine Herausforderung.
Im zweiten Vortrag sprach Prof. Björn Weiß vom Institut für Holztechnologie Dresden über „Natürliche Dauerhaftigkeit von Holz – Änderungen in der Normung“. Im speziellen Fall wurden die Änderungen der EN-350 bezüglich der in der Praxis bekannten, aber von der bisherigen Norm abweichenden Dauerhaftigkeiten angesprochen. Interessant ist die Veränderung der Ermittlung der Dauerhaftigkeit gegen holzzerstörende Pilze. Als Neuheit werden in der Norm EN 350 für die Dauerhaftigkeit von Holz gegenüber holzzerstörenden Pilzen häufig zwei Dauerhaftigkeitsklassifizierungen angegeben in der Form X (Y). Die erste Angabe X dokumentiert die Ergebnisse aus Freiland- und ggf. Laborprüfungen im Erdkontakt (GK 4) – Eingrabeversuch nach DIN EN 252:2015 und Moderfäuleprüfung nach DIN CEN/TS 15083-2:2005. Die zweite Angabe (Y) beruht auf den Ergebnissen von Laborprüfungen gegen Basidiomyceten nach DIN CEN/TS 15083-1:2005. Die von der Fachwelt seit langer Zeit beobachteten relativ breit gefächerten Dauerhaftigkeitseigenschaften bei Stiel-/ Traubeneiche wurden nunmehr auch in der Norm dokumentiert. Die geänderte EN-350 hatte somit auch Auswirkungen auf die Dokumentation der Dauerhaftigkeitsklassen in der DIN 68800-1, so dass bezüglich der Verwendung von Eichenkernholz jetzt die große Bandbreite der Dauerhaftigkeit bestätigt wird und auch bei dieser Holzart der Berücksichtigung von baulich-konstruktiven Maßnahmen eine besondere Bedeutung zukommt. Was die Fachwelt kannte, wurde bestätigt: eine dauerhafte Feuchtigkeitserhöhung und Schmutzeinlagerung in die Konstruktion bei bewitterten Holzbauteilen führt letzten Endes zur Eingruppierung in die Gebrauchsklasse 4. Die neue DIN EN 350:2016-12: „Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten – Prüfung und Klassifizierung der Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten gegen biologischen Angriff“ kann als Anleitung zu Verfahren für die Bestimmung und Klassifizierung der Dauerhaftigkeit gegenüber holzzerstörenden Organismen angesehen werden.
Dr. Michael Pallaske von der Kurt Obermeier GmbH & Co. KG erläuterte im dritten Vortrag „Wie geht es weiter mit dem chemischen Holzschutz“ den Wandel im Bereich der Holzschutzmittel von seinem Beginn vor mehreren tausend Jahren bis heute. Die relativ große Bandbreite der verfügbaren Wirkstoffe und Produkte wurde nicht zuletzt durch das Erkennen möglicher Gefährdungen, aber auch direkt durch die europäische Gesetzgebung minimiert. Nachdem mit der Einführung der europäischen Biozidprodukten-Richtlinie (BPD) noch jeder einzelne Mitgliedsstaat der Europäischen Union die Umsetzung in nationales Recht umsetzen und entsprechend interpretieren durfte, war das mit der Einführung der Biozidprodukten-Verordnung (BPR) nicht mehr möglich. Die BPR war mit dem Erscheinen automatisch nationales Recht in den Mitgliedsstaaten. Die Bewertung einer eventuellen gesundheitlichen Gefährdung und der Einfluss der Wirkmechanismen auf die Tier- und Pflanzenwelt sind durch die BPR von hoher Bedeutung. Zu spüren ist das bereits jetzt in der Reduzierung der für den Endverbraucher zugänglichen Produkte. Einen Ausblick wagend muss festgestellt werden, dass es zukünftig neben Holzschutzmitteln für den industriellen Holzschutz nur noch Produkte im handwerklichen Bereich geben wird, die als Bekämpfungsmittel (Insektenbekämpfungsmittel, Schwammsperrmittel) bekannt sind.
Herr Frank Miebach vom Ingenieurbüro Miebach aus Lohmar zeigte in seinem Vortrag „Holztürme und Holzbrücken – neue Entwicklungen, baulicher Holzschutz und Wartung“, dass der Holzschutz nach der Erstellung von Holzbauwerken eigentlich erst beginnt. Das äußert sich in den Pflegemaßnahmen, die bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen sind. Je durchdachter die baulichen Holzschutzmaßnahmen geplant und ausgeführt werden, desto geringer kann der Aufwand für Wartungs- und Pflegemaßnahmen sein, was sich auch in zeitlich großen Instandhaltungsintervallen ausdrücken sollte. Am Beispiel des Baumwipfelpfades Panarbora wurden anschaulich Konstruktionsdetails erläutert, welche die zielgerichtete Planung von baulichen Holzschutzmaßnahmen aufzeigten. Das Prinzip, dass anfallendes Niederschlagswasser schnellstmöglich abläuft und die Holzbauteile nicht gefährdet, wird vom Ingenieurbüro Miebach konsequent umgesetzt. So werden begehbare und bewitterte Beläge an seitliche Opferhölzer angebracht, um die tragenden Bauteile dauerhaft zu schonen. Die richtige Auswahl von Holzarten und Holzqualitäten sowie der bauliche Schutz von tragenden Konstruktionsteilen aus Holz sollten selbstverständlich sein. Da in der Welt der Praxis dieses Wissen nicht immer umgesetzt wird, werden auch in Zukunft Vorträge dieser Qualität nötig sein.
Insgesamt kann festgestellt werden, dass das inhaltsreiche Programm der 27. Sächsischen Holzschutztagung wiederum zur Festigung und Erweiterung der Kenntnisse im Holzschutz am Bau beigetragen hat.
Ein herzlicher Dank geht an die Aussteller der Tagung:
- Beuth Verlag GmbH
- EIPOS GmbH
- Holzbau Kretschmar
- IML Instrumenta Mechanik Labor GmbH
- Kurt Obermeier GmbH & Co. KG
- Bennert GmbH, Betrieb für Bauwerkssicherung
- Dustcontrol GmbH