Tagungen

Nachlese zur 25. Sächsische Holzschutztagung am 12.03.2016 in Leipzig

Sächsischer Holzschutzverband e.V.Schädlingsbekämpfer-Verband Sachsen e.V.







25. Sächsische Holzschutztagung am 12.03.2016 in Leipzig„Erhaltung von Holzkonstruktionen“

Unter dem Leitgedanken „Erhaltung von Holzkonstruktionen“ veranstaltete der Sächsische Holzschutzverband e.V. seine 25. Fachtagung am 12. März im Umweltforschungszentrum Leipzig. Die Bedeutung dieser Thematik spiegelt sich unter anderem in der Anzahl der Interessenten wider. Die Teilnehmerzahl von 110 bestätigte so den Verbandsverantwortlichen eine interessante und wichtige Auswahl an Vortragsschwerpunkten und Referenten.

Im ersten Vortrag sprach Dr. Wolfram Scheiding vom Institut für Holztechnologie Dresden über „Dauerhaftigkeit versus Gebrauchsdauer“. Im Fokus standen Holzarten und Bauteile aus Holz. Ausgehend von den Grundanforderungen an Bauwerke (EU-Bauproduktenverordnung) wurde speziell auf Normen wie DIN EN 350 Natürliche Dauerhaftigkeit von Vollholz und deren Überarbeitung eingegangen. Da der Begriff der Dauerhaftigkeit bezüglich verschiedener Eigenschaften und Zielgrößen ausgelegt werden kann, bezogen sich die Ausführungen logischerweise auf den Gedanken der Holzerhaltung, also des Holzschutzes im weitesten Sinn. Die biologische Dauerhaftigkeit, die Gebrauchsklasse, die reale Beanspruchung sowie die Durchführung von Wartungs- und Pflegemaßnahmen bestimmen wesentlich die Gebrauchsdauer der Holzkonstruktion. Eine in der direkten Bewitterung nicht zu vermeidende optische Veränderung von Holzoberflächen (z. B. Terrassen) wurde mit dem Begriff Ästhetische Gebrauchsdauer umfassend erläutert. Die ästhetische Funktion steht bei vielen Kunden an erster Stelle der Eigenschaften einer Holzkonstruktion (Balkon, Fassade, Terrasse). Unklarheiten über unterschiedliche „Gebrauchsdauerauffassungen“ müssen vorab im Kundengespräch behoben werden. Im Reklamations- oder Streitfall sollten frühzeitig Sachverständige einbezogen werden.

25. Sächsische Holzschutztagung am 12.03.2016 in LeipzigFrau Angela Steinfurth von Goritas A/S aus Kolding in Dänemark beschrieb in ihrem Vortrag alternative Methoden zur Hausschwammbekämpfung in Dänemark. Das ehrgeizige Ziel des Einsatzes alternativer Methoden ist meist die Erhaltung der Holzkonstruktion trotz eines Befalls durch Echten Hausschwamm. Welche Bekämpfungsmethode (Heißluft, Hochfrequenz, traditionelle Bekämpfung oder sanfte Sanierung) zum Einsatz kommt, hängt von mehreren Voraussetzungen ab. Es muss eine korrekte Identifizierung der Pilzart (Mikroskopie) vorliegen, der Befallsumfang ist genau zu bestimmen, die Konstruktion muss statisch bewertet werden und die Feuchtequelle muss erkannt und beseitigt werden. Bei der Anwendung der Heißluftmethode muss vorab ermittelt werden, ob die zu erhaltenden Materialien auch die erhöhten Temperaturen vertragen. Selbstverständlich müssen Temperaturverläufe im Holz und Mauerwerk akkurat dokumentiert werden. Die Abtötung von Myzel in Holz und Mauerwerk sowie die Erhaltung der Bausubstanz sind durchaus möglich. Da kein Einsatz von Fungiziden erfolgt, ist aber auch kein vorbeugender Schutz vorhanden. Die hohen Anforderungen an die Begleitung und Überwachung der Maßnahmen sowie die lange Heizdauer (gefordert sind 63 °C über einen Zeitraum von 24 h) führen unter Umständen zu hohen Kosten, sodass die traditionelle Bekämpfungsmethodik auch in Dänemark überwiegend Anwendung findet. Bei der alternativen Bekämpfungsmethode mittels Hochfrequenz wird durch das erzeugte elektromagnetische Feld das Holz auf 65 °C erwärmt. Die Behandlung des Mauerwerks erfolgt traditionell. Im Gegensatz zur Heißluftbehandlung ist die Bekämpfung mittels Hochfrequenz bei lokalem Befall ökonomisch und schnell durchführbar. Die sanfte Sanierung, angewendet bei historischer Bausubstanz, beinhaltet eine exakte Kontrolle des Objektes nach definitiver Entfernung der Feuchtequelle. Unabdingbar sind die korrekte Vitalitätsbestimmung des vorhandenen Myzels, die genaue Bestimmung des Befallsumfanges, eine korrekte Probenentnahme, die statische Bewertung der Konstruktion. Die betreuenden Sachverständigen tragen bei den genannten Methoden eine große Verantwortung für den Erfolg der Arbeit.

25. Sächsische Holzschutztagung am 12.03.2016 in LeipzigHerr Frank Eßmann, Inhaber des tha-Ingenieurbüros Eßmann für thermische, hygrische und akustische Bauphysik, konzentrierte sich mit seinem Vortrag auf die Fachwerkinnendämmung. Klimaschutz, Wärmeschutz und Holzschutz waren die Eckpunkte seiner Ausführungen. Bei der Ermittlung des erforderlichen Schlagregenschutzes müssen die Standort-Einstufung und die Betrachtung der Fassade bezüglich Hauptwindrichtung und örtlicher Lage beachtet werden. Abtrocknungsmöglichkeiten der Fassade müssen besonders bei einer Innendämmung gewährleistet werden, was unter Umständen eine Bauteilsimulation erforderlich macht. Es darf keine Behinderung der Austrocknung nach innen und außen vorliegen. Es wurden verschiedene technische Möglichkeiten einer Innendämmung vorgestellt. Logisch und eindeutig waren die abschließenden Ausführungen zum Holzschutz bei Fachwerkinnendämmungen: da Pilzbefall immer eine Folge unzulässiger hoher Feuchtigkeit in der Holzkonstruktion ist, sollte eine Verwendung von Innendämm-Materialien mit entsprechend hoher Einbaufeuchte unterbleiben.

Praktische Erfahrungen mit dem Trockeneisstrahlverfahren erläuterte Herr Holger Schmidt-Schuchardt (Bennert GmbH). Dieses Druckluftstrahlverfahren, bei dem Kohlenstoffdioxid als Strahlmittel verwendet wird, findet bei der Oberflächenbehandlung von Althölzern zur Vorbereitung von Anstrichen oder zur Dekontaminierung schadstoffbelasteter Holzbauteile Anwendung. Wenn Strahldruck und Strömungsgeschwindigkeit entsprechend der zu erzielenden Oberflächenqualität eingestellt werden, kann eine gereinigte Oberfläche ohne Schädigung der zu behandelnden Bauteile erzielt werden. Bekanntlich werden bei intensiven Strahlverfahren die Frühholzzonen der Jahrringstruktur besonders beansprucht. Durch dieses nur wenig abrasive Verfahren können Nadelholzoberflächen weitestgehend erhalten bleiben. An zwei Praxisbeispielen, bei denen eine Dekontaminationsbehandlung von wieder einzubauenden bzw. verbauten Holzbauteilen durchgeführt werden musste, wurde die erfolgreiche Anwendung des Trockeneisstrahlverfahrens umfassend erläutert.

25. Sächsische Holzschutztagung am 12.03.2016 in LeipzigDr. Christoph Richter aus Dresden referierte zum Brandschutz für Holz und Holzkonstruktionen. Da diese in der Vergangenheit in insgesamt sehr großem Umfang durch Feuer vernichtet wurden, waren Überlegungen zur Eindämmung der Brandgefahr schon immer wichtig. Ausgehend von den wärmephysikalischen Eigenschaften und den Kenngrößen des Brandverhaltens von Holz erläuterte Dr. Richter die Möglichkeiten eines chemischen Brandschutzes. Ablative Flammschutzadditive, wie sie z. B. bei Kunststoffen in elektrischen Geräten verwendet werden, sind bei Holzbauteilen nur sehr gering vertreten. Holzfaserdämmstoffe werden damit aber in größerem Umfang ausgerüstet. In Deutschland sind eher die Dämmschicht bildenden Beschichtungen im Einsatz. Die auch als Intumeszenz-Produkte bezeichneten Dämmschichtbildner zeichnen sich im Brandfall durch Aufschäumen aus, wodurch gleichzeitig eine Dämmschicht als Hitzeschutz auf der Holzoberfläche bildet. Solcherart Produkte sind auf Flächen einsetzbar, die keiner mechanischen Belastung unterliegen. Die eindringlichen Hinweise von Dr. Richter, dass eine gezielte Vernichtung von Holzkonstruktionen durch Feuer besonders in Kriegen zu massenhaften Schäden an der Bausubstanz führte und immer noch führen kann, zeigt, dass das gemeinsame Anliegen, Holzkonstruktionen zu erhalten, nur eine Zukunft in Friedenszeiten hat und haben wird.