Tagungen

Nachlese zur 21. Sächsische Holzschutztagung am 24.03.2012 in Dresden

Sächsischer Holzschutzverband e.V.Schädlingsbekämpfer-Verband Sachsen e.V.Deutscher Holz- und Bautenschutzverbandes e.V.







Die diesjährige Fachtagung des Sächsischen Holzschutzverbandes stand ganz im Zeichen des 20-jährigen Bestehens des Verbandes. Bevor dieses historische Ereignis im Mittelpunkt stand, waren die vier Fachvorträge Schwerpunkt für die ca. 130 Teilnehmer. Die Mitglieder des Schädlingsbekämpferverbandes Sachsen und Deutschen Holz- und Bautenschutzverbandes, LV Sachsen-Thüringen waren wie immer gern gesehene Teilnehmer und Gäste bei der Veranstaltung. Das Thema „Aktuelle Regelwerke im Holzschutz und deren Umsetzung in die Praxis“ reflektierte auch genau die Situation, welche der Fachbetrieb oder Sachverständige im Moment vorfindet. Biozid-Richtlinie, Kennzeichnung von Chemikalien und neue Holzschutz-Norm bieten schon allein Gesprächsstoff für mehrere Stunden.

21. Sächsische Holzschutztagung am 24.03.2012 in DresdenHerr Dr. Urs Schlüter von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) sprach zum Stand der Umsetzung der Biozid-Richtlinie in Bezug auf den Arbeitsschutz in Deutschland. Die BAuA hat als Zulassungsorgan für Biozide in Deutschland selbstverständlich nicht nur die Holzschutzmittel-Zulassungen als Arbeitsaufgabe zu bewältigen. Aber diese, wenn auch vergleichsweise kleine Gruppe der Biozide stand an diesem Tag im Zentrum der Betrachtungen von Dr. Schlüter. So wurde der Werdegang von der Einführung der europaweit gültigen Biozid-Richtlinie (98/8/EG) über die Notifizierung der vermarkteten Wirkstoffe, der Aufnahme der Wirkstoffe in den Anhang I der Richtlinie und schließlich der ersehnten Zulassung der Produkte dargelegt. Da die BAuA bezüglich des Verbraucher- und Umweltschutzes mit dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und dem Umweltbundesamt (UBA) eng zusammenarbeiten muss, liegen für den Fachmann die Fragen nach der Übernahme dieser Zusammenarbeit durch das DIBt bezüglich der Zulassung für die Holzschutzmittel im tragenden Bereich auf der Hand. Hierzu kann man nur wünschen (oder vielleicht doch nur hoffen?) dass eine Lösung gefunden wird, die nicht unbedingt neue, bisher unentdeckte, Kostenträger erfordert.

21. Sächsische Holzschutztagung am 24.03.2012 in DresdenDamit neue Regelungen auch für den „normalen“ Fachbetrieb verständlich und anwendbar werden, gibt es die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V. (WTA). Der Erste Vorsitzende des WTA Deutschland und Referatsleiter Fachwerk in der WTA, Herr Dr. Gerd Geburtig, erläuterte im ersten Vortrag „Aktuelle WTA-Merkblätter aus der Sicht des Baustoffs Holz“ die Neuerscheinungen der WTA, die sich im Wesentlichen auf das Fachwerk und den Werkstoff Holz allgemein bezogen. Erstmals erschien ein Merkblatt, welches sich mit Holzergänzungen befasst. Holz ist einmal ein natürlicher Baustoff, welcher ebenso natürlich abgebaut werden kann und unter Umständen mit andersartigen Materialien ergänzt werden muss. Betrachtungen zum Brandschutz und zum Sinn (bzw. Unsinn) von Dämmungen zeigten auf, dass auch in Zukunft die Diskussion um bauphysikalische Aufgaben nicht abebben wird.

Im Vortrag „Aktuelles zur DIN 68800 Holzschutz“ gab Harald Urban einen Einblick in die neuen bzw. scheinbar neuen Formulierungen der vier Teile der neuen Holzschutznorm. Beachtenswert bleiben nach wie vor die Widersprüche, welche durch den Normtext einerseits und die Zulassungswilligkeit bzw. -unwilligkeit des Deutschen Instituts für Bautechnik andererseits bezüglich der geforderten allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen täglich durch Planer und Ausführende beklagt werden. Der Kommentar zur Norm, der für Mai 2012 angekündigt ist, wird diese Probleme auch nicht lösen können.

Holger Schmidt-Schuchardt von der Firma Bennert GmbH zeigte in seinem Vortrag „Fallbeispiel zur Anwendung von Regelwerken: Arbeiten im kontaminierten Bereich und Dekontamination von Holzschutzmittelaltlasten am Beispiel des Augustinermuseums Freiburg“, wie schwierig es sein kann, alle Regelwerke, die auf die Umsetzung eines solchen Vorhabens einwirken, einzuhalten. Gleichermaßen wurde aber aufgezeigt, welche Möglichkeiten es gibt, mit der Einhaltung der Regelwerke Aufgaben von diesen Dimensionen zu lösen. Da das Augustinermuseum das größte Museum Südbadens ist und zu den größten Museen am Oberrhein gehört, ist die Wichtigkeit des Vorhabens ohne Zweifel. Die Belastung der Dachstuhlkonstruktion mit PCP, Lindan und Chlornaphtalinen stellte eine große Herausforderung für die Ausführenden dar, welche jedoch eindeutig und mit vollem Erfolg bewältigt wurde. Betrachtungen zur Vielseitigkeit der Aufgaben und der Kalkulation zeigten aufrichtig, welche Möglichkeiten bei der Pflege unserer Denkmäler bestehen, aber auch, welche ökonomischen Grenzen bei der Umsetzung der Wünsche beachtet und ggf. verändert werden müssen.

21. Sächsische Holzschutztagung am 24.03.2012 in DresdenDie ausgezeichneten Fachvorträge waren in diesem Jahr der „Vorspann“ für die ab 14.00 Uhr durchgeführte Festveranstaltung. Zahlreiche Ehrengäste der „fachlichen Verwandtschaft“ des Verbandes sowie Bildungseinrichtungen und Institutionen, mit denen der Sächsische Holzschutzverband zusammenarbeitet, nahmen an der Jubiläumsveranstaltung teil. Zur 20-jährigen Geschichte des Sächsischen Holzschutzverbandes gehört aber auch seine Vorgeschichte seit den 60-iger Jahren, ohne die es diese Verbandsgründung nicht gegeben hätte. Das Ehrenmitglied, Herr Harry Haustein, erinnerte in seiner Festansprache eindrucksvoll, menschlich und auch nachdenklich an die Vorgründungs- und Gründungszeit und, damit untrennbar verbunden, an die „geistigen Väter“ des Holzschutzes in Sachsen, zu denen zweifellos die unvergessenen Erich Künzelmann und Gottfried Clauß gehören. Die vergangenen 20 Jahre haben gezeigt, dass die Gründung und Erhaltung dieses Verbandes kein Selbstläufer war. Die beruflichen Interessen des Einzelnen in den fachlichen Interessen der Gemeinschaft zu bündeln und damit jeden Einzelnen wiederum zu stärken wird auch weiterhin das Streben von Vorstand und Beirat des Sächsischen Holzschutzverbandes sein, der damit auch einen anerkannten Teil der fachlichen Arbeit in der Bundesrepublik Deutschland leistet.

21. Sächsische Holzschutztagung am 24.03.2012 in DresdenErstmals gab es in der Geschichte der Fachtagungen einen fachlich-kulturellen Teil, der gleichzeitig als krönender Abschluss der Tagung im Jubiläumsjahr in die Geschichte eingehen wird. Zwei bekannte Sachverständige, nämlich Dr. Gerd Geburtig (der bereits den zweiten Fachvortrag hielt) und Herr Jürgen Gänßmantel, spielen (man müsste besser schreiben: „leben“) Kabarett!! „Wir haben Post“, so der Titel ihres Programms, mit dem sie nicht nur manchem unbenannten Kollegen, sondern gelegentlich auch uns selbst den Spiegel unseres Alltags vor Augen hielten. Die Begeisterung des Publikums zeigte, dass auch dieser Teil der Veranstaltung vollauf gelungen war und so kann konstatiert werden, dass den bisherigen 20 Jahren Sächsischer Holzschutzverband wohl noch ein paar Jahrzehnte folgen werden!

Mitgliederversammlung des Sächsischen Holzschutzverbandes steht im Zeichen der Kontinuität:
Die im Anschluss an die Festveranstaltung durchgeführte Mitgliederversammlung hatte wie jedes Jahr die Rechenschaftslegung und neue Pläne zum Inhalt. Mittlerweile sind aber seit der letzten Wahl des Vorstandes 4 Jahre ins Land gegangen und so musste dieses Jahr der Vorstand, der Stellvertreter des Beiratsvorsitzenden sowie die Revisionskommission neu gewählt werden. Unsere Schatzmeisterin Ehrenmitglied Frau Ursula Baumann und der Sekretär Richard Hargesheimer kandidierten aus Altersgründen nicht mehr für den neuen Vorstand. Als Dank für die geleistete Arbeit wurde Frau Baumann mit einem Chemnitz-Oper-Präsent geehrt.

21. Sächsische Holzschutztagung am 24.03.2012 in Dresden21. Sächsische Holzschutztagung am 24.03.2012 in DresdenHerrn Richard Hargesheimer wurde die Ehrenmitgliedschaft des Sächsischen Holzschutzverbandes verliehen.

Der Vorsitzende Norbert Nieke bedankt sich im Namen der Verbandsmitglieder bei Frau Ursula Baumann für die aufopferungsvolle ehrenamtliche Tätigkeit.

 

Für den Vorstand wurden gewählt und nach Konstitution die nachfolgenden Funktionen zugeordnet:
Norbert Nieke: (alter und neuer) Vorsitzender des Verbandes
Peter Grabes: (alter und neuer) Stellvertreter des Vorsitzenden
Detlef Grell: Schatzmeister
Dr. Tilo Haustein: Sekretär
Björn Weiß: (alter und neuer) Beiratsvorsitzender
Der Stellvertreter des Beiratsvorsitzenden ist Peter Ebner.
In die Revisionskommission wurden gewählt: Olaf Steude, Christoph Teichmann und Günter Wilmanns

21. Sächsische Holzschutztagung am 24.03.2012 in DresdenDer gewählte Vorstand des Sächsischen Holzschutzverbandes e.V.