Tagungen
Nachlese zur 20. Sächsische Holzschutztagung am 12.03.2011 in Chemnitz
„Holzschutz im Zeichen der neuen DIN 68 800“
Noch ist der Saal leer. Aber ein paar Minuten später ...
Der Titel der Fachtagung war eindeutig: „Holzschutz im Zeichen der neuen DIN 68800“. Ebenso eindeutig war das Interesse der Branche: 170 Teilnehmer füllten den Konferenzsaal des Chemnitzer Penta-Hotels im Prinzip bis auf den letzten Platz. Obwohl ein Großteil der Teilnehmer sich im Vorfeld der Tagung bestimmt mit dem Entwurf der DIN 68800 bereits auseinandergesetzt hatten, war man doch gewillt, die neuen Inhalte kompakt vorgestellt zu bekommen und zu diskutieren. Vier Vorträge wurden zum Entwurfstext direkt gehalten und ein Vortrag befasste sich mit juristischen Konsequenzen der Norm.
Herr Björn Weiß aus Dresden stellte den Teil 1 der E DIN 68800 unter dem Titel „Allgemeines“ vor. Ausgehend von einem kurzen geschichtlichen Abriss zum Werdegang der DIN 68800 wurden mit Blick auf die „neuen“ Gebrauchsklassen besonders die Wechselbeziehungen zwischen der Dauerhaftigkeit von Holzarten und dem Einsatz in den jeweiligen Gebrauchsklassen dargelegt. Der Teil 1 nimmt innerhalb dieser Norm eine führende Stellung ein. Er ist der leitende Teil für Planer und Ausführende und damit Voraussetzung für die Umsetzung der „praktischen“ Teile 2 bis 4. Die Norm enthält die Verpflichtung, besondere bauliche Maßnahmen zu berücksichtigen, was besonders für Planer interessant ist.
Im zweiten Vortrag referierte Herr Richard Adriaans aus Herford zum Teil 2 der E DIN 68800 „Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau“. Dieser Teil ist Zentrum aller Betrachtungen, die zum Ziel der Gebrauchsklasse 0 führen. Das heißt, dieser Teil beschreibt alle die Maßnahmen, welche ohne einen zusätzlichen chemischen Schutz auskommen. Dazu muss Holz definitiv bautechnisch trocken eingebaut werden und trocken bleiben. Hinzu kommt die Annahme, dass bei technisch getrocknetem Bauholz (die Holztemperatur muss im Inneren mindestens 48 h lang über 55 °C liegen) ein Bauschaden durch Holz zerstörende Insekten nicht zu erwarten ist ... Die technische Trocknung sollte man sich durch den Lieferanten so ausführlich wie in der Norm bestätigen lassen. Grundsätzliche bauliche Maßnahmen sind bei der Planung und Ausführung stets zu berücksichtigen, auch wenn sich dadurch keine Veränderung in der Gebrauchsklasse ergibt. Eine Vielzahl an Zeichnungen wird die Möglichkeiten der Einordnung in GK 0 aufzeigen. Man sollte allerdings beachten, dass der Zustand in der Praxis auch dauerhaft dem der Zeichnung zu entsprechen hat!
Im Vortrag zum Teil 3 der E DIN 68800 „Vorbeugender Schutz von Holz mit Holzschutzmitteln“ ging Harald Urban aus Dresden auf das Zusammenwirken der europäischen Voraussetzungen Gebrauchsklasse (GK) und Eindringtiefenklasse (NP) ein. Besonders zu beachten ist unter diesem Aspekt die Zukunft von direkt bewitterten tragenden Holzbauteilen. Da hierfür der vorbeugende chemische Holzschutz in GK 3.2 zu erfolgen hat, müssen Eindringtiefen erfüllt werden, die nur im Druckverfahren zu realisieren sind. Eine handwerkliche Umsetzung wird somit zum Beispiel bei der Sanierung von Holzbalkonen mehr als fraglich. Da zum Zeitpunkt der Tagung nach wie vor sämtliche vorbeugend wirksamen Holzschutzmittel für die Nichtdruckverfahren keine ausreichenden Schutz in GK 3 bieten, bleibt die Diskrepanz zwischen DIN 68800-3 und dem Deutschen Institut für Bautechnik erhalten. Denn die Norm fordert u. a. für den Nachschutz von Rissen bzw. zur Schnittstellenimprägnierung oder den Schutz von Brettschichthölzern nach wie vor Holzschutzmittel im Streichverfahren mit dem Prüfprädikat W, das DIBt erlaubt diesen Wunsch momentan jedoch nicht ...
Ekkehard Flohr aus Dessau referierte zum Teil 4 der E DIN 68800 „Bekämpfungs- und Sanierungsmaßnahmen gegen Holz zerstörende Pilze und Insekten“. Es wurden alt bewährte und neue Details der Norm vorgestellt. Grundsätzliche und allgemeine Aussagen wurden von den Bekämpfungsmaßnahmen abgekoppelt. Maßnahmen, die unter den Begriff Regelsanierung fallen, wurden im Vortrag ebenso erläutert wie elektrophysikalische Verfahren zur begrenzten Insektenbekämpfung. Die Aufnahme von Erläuterungen zu den Insektenbekämpfungsmitteln mit schneller, langsamer sowie verzögerter Wirksamkeit ist für Ausführende nicht nur interessant, sondern wichtiger Bestandteil bei der Arbeit mit Ausschreibungen.
Welche Konsequenzen aus der baurechtlichen Einführung einer Norm zu erwarten sind, wurde im fünften Vortrag des Tages durch Rechtsanwalt Dr. Frank Laux behandelt. Die Zusammenhänge zwischen allgemein anerkannten Regeln der Technik, Stand der Technik, DIN und Haftungssystem stießen auf sehr großes Interesse von Seiten der Teilnehmer, was sich in vielen Fragestellungen am Ende des Vortrages äußerte.
Wenn man eine fachliche Bilanz der Tagung wagt, so ist unumwunden festzustellen, dass das Interesse an der neuen DIN68800 „Holzschutz“ beim Fachpublikum sehr groß ist. Allein die Tatsache, dass für alle Normenteile insgesamt wohl über 2500 Einsprüche bearbeitet werden mussten, zeigt doch, dass es viele Sachkundige, Sachverständige, Handwerksmeister und Ingenieure gibt, die das Feld des Holzschutzes nicht dem Zufall überlassen wollen, sondern mit Ideen, Herz und Verstand zur Lösung fachlicher Probleme beitragen möchten.
Jubiläumstagung war großer Erfolg!
Fast 170 Kolleginnen und Kollegen waren der Einladung zur 20. Sächsischen Holzschutztagung gefolgt, ging es doch um das wichtige Thema: Neue DIN 68 800. Kompetente Referenten stellten die Neuerungen informativ und zum Teil auch kritisch dem Fachpublikum vor. Es wurde deutlich: die sächsischen und thüringer Holzschützer sind offen für Neues. Sie werden nicht von einer neuen Norm überrascht. Für die Teilnehmer: das Skript des kurzfristig eingesprungenen Referenten RA Dr. Laux und die aktualisierte Präsentation von Herrn Adriaans kann per Mail beim Veranstalter angefordert werden:
Einfach ein Mail mit dem Stichwort „Skript Holzschutztagung“ an info@holzschutz-sachsen.de senden. Sobald das Skript von Dr. Laux vorliegt (voraussichtlich Ende März) erfolgt der Versand als PDF.